Wie haben sich denn die vergangenen Monate auf den Teamspirit in ihrem Betrieb ausgewirkt?
Der ist natürlich viel stärker geworden. Als die Gäste wiederkamen irgendwann, da wollten es auch alle richtig machen. Es hat niemals jemand geschludert, was das Hygienekonzept angeht. Unsere Gäste, die uns gesagt haben, dass sie so gerne zu uns kommen, weil sie sich sicher fühlen, haben uns noch mehr Ansporn gegeben. Im August haben wir eine Mitarbeiterversammlung gemacht und alles, was war, Revue passieren lassen – und ich denke, wir haben es geschafft, dass sich alle unsere Mitarbeiter bei uns gut aufgehoben fühlen, obwohl sie in der heutigen Zeit eigentlich einen sehr unsicheren Job haben.
Ihr Betrieb ist, was Reservierungen und Bestellungen angeht, schon ziemlich digital aufgestellt – wie hilft Ihnen das in der aktuellen Situation?
Wir haben das Online-Bestell-System für unsere Homepage gleich zu Anfang des Lockdowns im Herbst in Auftrag gegeben und es wird von den Leuten wahnsinnig gut angenommen. Denn bei uns kann man ganz unkompliziert und schnell bestellen, ohne dass man lange am Telefon in der Warteschleife hängt. Unser Online-Reservierungs-Tool haben wir schon lange vor Corona genutzt und als wir wieder öffnen durften, darüber die Gästedatenerfassung gemacht – da haben wir dann einfach den zweiten Haushalt mit eingetragen ins System und hatten alles gleich an Ort und Stelle.
… und dann haben Sie auch noch den Online-Shop, der im ersten Lockdown entstanden ist. Wie kam es dazu?
Wir hatten den Froster voll und wegschmeißen kam für uns nicht infrage – also haben wir alles eingekocht, wie die Oma früher, und das dann verkauft. Aber unsre Gäste wussten nie, was wir gerade vorrätig haben und wenn sie anriefen, um zu fragen, musste der Kellner immer ins Kühlhaus rennen und nachsehen. Da haben wir den Online-Shop aufgesetzt und dort die ganzen Sachen eingepflegt.
Einkochen wie die Oma – sie leben Nachhaltigkeit also auch in Krisenzeiten. Fällt es da leichter oder schwerer?
Diese Frage stellt sich uns nicht – das ist einfach das, was wir tun. Und für unser Image und das Gästevertrauen ist es aktuell auf jeden Fall ein großer Vorteil. Es kompromisslos durchzuziehen gestaltet sich an der einen oder anderen Stelle aber schwierig. Dinge wie Ketchup und Senf zum Beispiel dürfen wir nicht mehr abfüllen, da müssen wir Portionsbeutel nehmen – dadurch entsteht Plastikmüll. Aber unsere Einwegverpackungen sind alle aus Zuckerrohr und damit vollständig kompostierbar. Wir haben uns auch gegen Heizstrahler entschieden und werden mit reduzierter Tischzahl im Innenraum über den Winter kommen – der dauert bei uns ja nicht so lang. Natürlich kaufen und kochen wir nach wie vor regional und saisonal und nutzen wenig Convenience. Ich habe ja noch die gleiche Küchenmannschaft – die brauchen auch was zu tun (lacht).
Wie sehen Sie denn dem Weihnachtsgeschäft entgegen?
Welches Weihnachtsgeschäft? Feiern wird es nicht geben in der Gastronomie. Bei uns haben alle abgesagt – auch die örtlichen Handwerker, die erst mutig waren, sagen jetzt ab. Eine Arztpraxis, die sich erkenntlich zeigen und uns unterstützen will, hat einen Glühwein-Empfang draußen an der Feuerschale gebucht – aber Weihnachtsfeier kann man das nicht nennen. Wir hoffen, dass das Á-la-Carte-Geschäft, das sonst eher schwach ist in der Vorweihnachtszeit, weil alle auf Feiern sind, etwas anzieht dieses Jahr. Aber dafür müssen wir wieder öffnen dürfen.
Wenn Sie sich heute etwas wünschen dürften von der Politik und der Gesellschaft – was wäre es?
Ich würde mir eine differenziertere Betrachtung wünschen, anstatt gleich mit dem großen Hammer auf eine Branche draufzuhauen. Und eine Lockerung des Arbeitszeitgesetzes – sodass ich meinen Mitarbeitern auch mal einen ganzen Tag freigeben, sie dafür aber an einem Tag von 10 bis 21 Uhr einsetzen kann. Wir haben im Moment durchgängig Küche und Abholung, damit sich unsere Gäste sicher fühlen und wissen, dass sie auch etwas zu essen bekommen, ohne sich zu den Stoßzeiten anzustellen.
… und was wünschen Sie sich von Ihren Gästen?
Von denen wünsche ich mir nichts, sie sind großartig! Keine Ahnung, wo die ganzen Maskenverweigerer sein sollen – bei uns sind sie auf jeden Fall nicht!